Warum Kunststoff-Rezyklate für die Automobilindustrie ein Muss sind
5. August 2024
[Lesezeit: 5 Minuten]
Die Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, Produkte und Materialien wiederzuverwerten und so Abfälle zu vermeiden. Dieses Modell kann auf alle Branchen angewendet werden und bringt mehrfache Vorteile: für die Umwelt, die Wirtschaft und die Menschen. Der Automobilsektor spielt aufgrund seiner Grösse und der Menge der benötigten Ressourcen eine wichtige Rolle für den erfolgreichen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Das zeigen die nachfolgenden Beispiele, in denen wir die Verwendung von Recyclingmaterialien in der Automobilindustrie, ihre Vorteile und ihre Bedeutung im Hinblick auf die kommende Gesetze beleuchten.
Die Zahlen sind eindrücklich: Im Jahr 2023 wurden weltweit 94 Millionen Kraftfahrzeuge produziert. Und jedes Jahr erreichen weltweit rund 40 Millionen Fahrzeuge das Ende ihrer Lebensdauer. In Europa werden jährlich fast 7 Millionen Altfahrzeuge gemäss der ELV-Richtlinie behandelt, einem Erlass, der eine Reihe von Regeln zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie enthält. 6,6 Millionen Altfahrzeuge produzieren über 1 Million Tonnen Plastikmüll.
Kunststoff ist nach Metall das am zweithäufigsten verwendete Material in Fahrzeugen. Ein durchschnittliches Auto enthält zwischen 150 und 200 kg Kunststoff.
Und der Anteil von Kunststoff in Fahrzeugen wird voraussichtlich zunehmen, erfordern Fahrzeuge mit geringen Emissionen doch leichtgewichtige Materialien.
Kraftfahrzeuge machen einen grossen Teil der Wirtschaft aus. Sie tragen etwa 3% zum gesamten BIP der Welt bei. Die Fähigkeit, Altfahrzeuge ordnungsgemäss zu recyceln, ist ein notwendiger Schritt, um die Anforderungen kommender Gesetze wie der Altfahrzeugverordnung und des europäischen Green Deals zu erfüllen. Ersteres etwa enthält den Vorschlag, dass die Kunststoffe in Fahrzeugen bis 2030 aus mindestens 25% Kunststoffezyklaten bestehen müssen. Und der Green Deal zielt darauf ab, dass die 27 EU-Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden.
Der geforderte Wandel zu einer klimafreundlicheren Mobilität reicht demnach von der Produktion, dem Antrieb bis zur Entsorgung: Es wird geschätzt, dass das Äquivalent von 1 Million Tonnen CO2 durch ordnungsgemäßes Recycling von Altfahrzeugen in der EU vermieden werden könnte.
Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie bringt entsprechend viele Herausforderungen mit sich: Der Sektor ist stark reguliert, die Komponenten eines Autos müssen Sicherheits-, Qualitäts- und Leistungsstandards erfüllen. All das ist bei der Entwicklung von umweltfreundlicheren Bauteilen zu berücksichtigen, damit den Qualitätsanforderungen der Automobilindustrie entsprochen werden kann.
Der weltweit operierende Automobilzulieferer Motherson hat sich aus den obengenannten Gründen mit #tide zusammengetan, um eine Instrumententafel zu entwickeln, die das mechanisch rezyklierte #tide ocean material enthält. Dafür wurde meeresgebundener Abfall, in diesem Fall Polypropylen, aufbereitet und von Mothersons Innovations-Team eine Komponente fürs Fahrzeug-Cockpit hergestellt. Der Proof-of-Concept ist dies ein erfolgreicher Beweis dafür, dass #tide ocean material auch grosse Kunststoffkomponenten in Automobilen ersetzen kann, ohne dass ein Autobauer dabei Kompromisse bei Qualität und Sicherheit eingehen muss. Mit der Sammlung und Aufbereitung des Materials wird ein starker sozialer und ökologischer Impact geschaffen, was zur Nachhaltigkeit und Wertschöpfung beiträgt. Das Gemeinschaftsprojekt von Motherson und #tide wurde unlängst in Stuttgart mit dem STARTUP AUTOBAHN Sustainability Award 2024 von Plug & Play ausgezeichnet.
Die Vorteile der Kreislaufwirtschaft für die Automobilindustrie
Das Design Thinking ist ein entscheidender Bestandteil der Zirkularität. Ein erfolgreicher Übergang zur Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie kann nur durch die Umsetzung von Designs erreicht werden, bei denen die Handhabung und Verwertung von Altfahrzeugen mitberücksichtigt wird. Studien deuten darauf hin, dass die Integration zirkulärer Lösungen in die Automobilindustrie viele Vorteile mit sich bringt:
Die Erwirtschaftung eines Nettoumsatzes von 1,8 Milliarden Euro bis 2035
Die Schaffung von 22.000 Arbeitsplätzen allein in der EU
Die Verbesserung von Einnahmequellen in der Abfallwirtschafts- und Recyclingbranche
Die Reduktion der CO2-Emissionen, namentlich um 12,8 Millionen Tonnen bis 2035
Eine bessere Verwertung von 5,4 Millionen Tonnen Material bis 2035.
Die Nachfrage nach rezyklierten Kunststoffen im Automobilsektor wird mit der Umsetzung der neuen Vorschriften zweifellos steigen. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 einen Recyclinganteil von mindestens 25% aller Kunststoffe in Neuwagen zu erreichen, und 30 % der Kunststoffe in Altfahrzeugen weiter zu recyceln.
Zirkularität ist nur mit Qualität, Verantwortlichkeit und Rückverfolgbarkeit möglich. Um die Ressourcen im Kreislauf halten zu können, müssen wir den Überblick über sie behalten. Deshalb zielen einige Ziele auf mehr Transparenz ab. Die Einführung von Kreislaufpässen und digitalen Tracking-Lösungen wird dazu beitragen, die Reisen von Altfahrzeugen zu überwachen, da in der EU jedes Jahr 3,5 Millionen Altfahrzeuge von den Strassen verschwinden (exportiert oder illegal entsorgt). Eine wichtige Rolle wird auch die Einrichtung nationaler Programme zur erweiterten Herstellerverantwortung spielen, um die Qualität rezyklierter Materialien aus Altfahrzeugen zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen Recyclern und Herstellern zu stärken.
Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission und zuständig für den Grünen Deal, sagt:
"Jeder in Europa sollte die Möglichkeit haben, auf möglichst nachhaltige Weise von A nach B zu gelangen. In den kommenden Jahren werden immer mehr emissionsarme Autos auf den Markt kommen, wodurch die Nachfrage nach wertvollen Rohstoffen steigen wird. Unser Vorschlag stellt sicher, dass wir so viele dieser Materialien wie möglich rezyklieren und wiederverwenden, den Komponenten unserer Autos neues Leben einhauchen und den ökologischen Fußabdruck unseres Strassenverkehrs erheblich reduzieren werden."
Auch wenn noch viel zu tun bleibt, bis diese Ziele erreicht sind: Das Potenzial ist riesig. Und Pilotprojekte wie jenes von Motherson mit #tide ocean material beweisen, dass die Qualität von #tide's rezyklierten Kunststoffmaterialien für die Automobilindustrie schon heute geeignet ist. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und gehen über Komponenten, die im Spritzgussverfahren hergestellt werden, hinaus: #tide-Rezyklate sind ein wertvoller Ersatz für verschiedene Materialien, so auch Textilien. Das beweist unser niederländischer Partner Condor Group. Die Gruppe stellt Bodenbeläge und Teppiche her, ihr Spezialunternehmen Condor Cartex konzentriert sich dabei auf Innenausstattungen von Fahrzeugen. Dabei hat das innovative Unternehmen in den vergangenen Monaten Fussmatten aus Kunststoffrezyklaten von #tide entwickelt – ohne Qualitätseinbussen, aber mit grossem Impact für die Umwelt und die Menschen. Es ist dies ein weiterer bedeutender Schritt in einer Branche, in der die Nachfrage nach Recyclingmaterial steigt – dafür sorgen die neuen Gesetzgebungen, die einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verlangen. Ein grosser Wandel steht an, und davon sollen alle profitieren können: die Umwelt, die Wirtschaft und die Menschen.
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